Ältere und pflegebedürftige Menschen zahnmedizinisch zu versorgen ist für Bettina Bartl-Grabherr eine Herzensangelegenheit. Auch deswegen ist sie nun eine der ersten Zahnärztinnen in der Ostschweiz, die mit einer mobilen Praxis unterwegs sind – und so stellt sie direkt vor Ort die Zahnbehandlung der Bewohnerinnen und Bewohner sicher. Die Idee entstand aus einem praktischen Bedürfnis: «Gerade ältere Menschen haben oft keinen einfachen Zugang zur zahnärztlichen Versorgung», so Bartl-Grabherr. «Dabei sind Zahnschmerzen und Entzündungen nicht weniger relevant im Alter.» Ein Zahnarztbesuch ist zudem für ältere Menschen oftmals mit organisatorischen Hürden verbunden. Auch die möglichen Kosten halten viele von Zahnbehandlungen ab. Das wollte Bartl-Grabherr ändern. Mit dem mobilen Behandlungsbus «Dentaxis» bringt sie nun die Praxis dorthin, wo sie dringend gebraucht wird. So kann eine unkomplizierte Grundversorgung vor Ort gewährleistet werden.
«Gerade ältere Menschen haben oft keinen einfachen Zugang zur zahnärztlichen Versorgung. Dabei sind Zahnschmerzen und Entzündungen nicht weniger relevant im Alter.»
Der Name Dentaxis leitet sich vom Englischen «Dentist on Axis» ab, sprich Zahnarzt auf Achse. Das trifft auch auf Bartl-Grabherr zu. Gemeinsam mit dem Kieferorthopäden Matthias Fässler gründete sie vor zwei Jahren eine Zahnarztpraxis in Widnau im Kanton St. Gallen. Nun lanciert sie mit der mobilen Zahnarztpraxis ihr nächstes Projekt. Die ersten Behandlungen starteten
bereits im Juni dieses Jahres.
Die (fast) volle Ausstattung
Der Kleinbus ist eine voll ausgestattete mobile Zahnarztpraxis mit Behandlungseinheit, Röntgen, Sterilisation und digitaler Dokumentation. «Wir können damit direkt vor Ort Diagnosen stellen und die meisten Behandlungen durchführen.» Herausforderungen gibt es dennoch einige: «Die Infrastruktur ist enger, und man muss sich immer wieder an neue Gegebenheiten anpassen», berichtet Bartl-Grabherr. Vom Parkplatz bis hin zur Stromversorgung ist immer wieder Flexibilität gefragt.
Doch das Engagement wird mit Dankbarkeit belohnt. «Ein älterer Herr, der nach Jahren endlich wieder ohne Schmerzen essen konnte, umarmte uns gerührt.» Auch Menschen mit Demenz oder Zahnarztangst begegnet Bartl-Grabherr mit viel Einfühlungsvermögen: «Einmal konnten wir über das Lieblingslied eines Patienten Zugang zu ihm finden und so die dringend nötige Behandlung durchführen.» Ein nächster Meilenstein steht bereits bevor: Im Herbst 2026 eröffnet die Zahnärztin in Diepoldsau einen zweiten Praxisstandort mit dem gleichen innovativen Ansatz. Und: «Auch dort wird es mobile Einsätze geben.» Um die Zahnärztin auf Achse kommt man in der Ostschweiz also nicht herum.
