Rückblick des Zentralvorstandes

Die SSO blickt auf bewegtes Verbandsjahr: ein wegweisendes Konzept für Alterszahnpflege, soziale Initiative für armutsgefährdete Menschen und erfolgreiche Tarifverhandlungen. Christoph Epting, Leiter Departement Praxisteam im Zentralvorstand, erklärt in seiner Videobotschaft, wie die SSO die Berufe in der Zahnarztpraxis stärkt – mit angepassten Salären, neuen Ausbildungsstätten und aktualisierten Lerninhalten.

Was uns 2024 bewegt hat

Soziale Zahnmedizin

Alterszahnpflege

Tarifkommunikation

Standespolitik

«Zahnbehandlungen erschwinglich machen»: Das forderte die grüne Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber mit einer parlamentarischen Initiative. Krankenkassen sollen Behandlungskosten von Zahnerkrankungen sowie die Prävention von Zahnschäden übernehmen – finanziert durch Bundesmittel. Die SSO lehnte die Initiative ab. Statt eines teuren Systemwechsels will die SSO Armutsgefährdete gezielt unterstützen. Im Vorfeld der politischen Debatte im Bundeshaus führte sie persönliche Gespräche mit zahlreichen Parlamentariern. Und sie bediente die vorberatende Gesundheitskommission des Nationalrates sowie alle Mitglieder des Nationalrates mit einem Dossier. Darin listete sie detailliert Fakten und Gegenargumente auf. Diese politische Überzeugungsarbeit zahlte sich aus: Der Nationalrat lehnte die parlamentarische Initiative Mitte April mit 123 zu 62 Stimmen ab. Die SSO setzt sich gezielt bei Politik und Behörden für die Interessen der Zahnärzteschaft ein. Im Berichtsjahr traf SSO-Präsident Jean-Philippe Haesler die Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider zum persönlichen Gespräch. Zudem tauscht sich die SSO regelmässig mit Vertreterinnen und Vertretern des Bundesamts für Gesundheit (BAG) aus. Dabei spricht sie drängende Probleme an: Registrierte Zahnärztinnen und Zahnärzte aus Drittstaaten gehen oft fälschlicherweise davon aus, dass sie automatisch Anspruch auf eine kantonale Berufsausübungsbewilligung haben.
Darüber hinaus wirkt die SSO in zahlreichen nationalen Gremien mit. Sie ist Mitglied in der parlamentarischen Gruppe Gesundheitspolitik, im Schweizerischen Verband freier Berufe und im Schweizerischen Gewerbeverband. Auch dort bringt sie ihre Positionen ein und stärkt das Verständnis für die Anliegen der Zahnärzteschaft.

SSO Campus

Wie gründet man eine eigene Praxis, wie ein eigenes Start-up? Und was erwartet einen bei humanitären Auslandeinsätzen? Am SSO Campus 2024 in Bern hörten rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer inspirierende Gründergeschichten und bewegende Erfahrungsberichte. Besonders erfrischend war der Auftritt von Adrian Cano und Andrea Zimmermann. Mit ihrer Vision, auf der grünen Wiese eine eigene Familienzahnarztpraxis aufzubauen, begeisterten sie das Publikum. Geschätzt wurde das interaktive Format: Die Referierenden standen im direkten Dialog mit dem Publikum. Konzipiert als Fortbildungs- und Netzwerkveranstaltung für Studierende und junge Zahnärztinnen und Zahnärzte, war der Event auch dieses Jahr weit mehr als das. SSO Campus ist eine Plattform für informellen Austausch zwischen den Generationen. Die angeregten Diskussionen fanden beim abschliessenden Apéro ihre Fortsetzung. Bei feinem Fingerfood und guter Stimmung wurden Kontakte geknüpft, Erfahrungen geteilt und vielleicht gar erste Weichen für künftige Kooperationen gestellt.

Lohnumfrage 2024

Im Spätsommer befragte die SSO ihre Mitglieder zur Personalrekrutierung, zu den Salärrichtlinien der SSO sowie zu Löhnen und weiteren Gratifikationen. Ein Grossteil der befragten Mitglieder schätzt die Salärrichtlinien als wertvolles Instrument. Aufbau und Struktur – allen voran der Stufenanstieg nach Berufsjahren – sollen beibehalten werden. 
Die Salärrichtlinien basieren auf betriebswirtschaftlichen Berechnungen, die auch kantonale und regionale Lohnniveaus berücksichtigen. Doch die Umfrage zeigte, dass die Lohnbandbreiten in einigen Regionen die Realität in den Praxen nicht mehr adäquat abbilden. Die gezahlten Löhne liegen oftmals oberhalb der Bandbreite der Salärrichtlinien. Damit tragen die Praxen der Situation auf dem Arbeitsmarkt, aber auch den Funktionen, dem Können und dem Einsatz jedes Mitglieds des Praxisteams Rechnung. Eine Mehrheit der Praxen entrichtet Gratifikationen in Form von Boni, gewährt zusätzliche Ferientage und passt die Löhne der Teuerung an. Die SSO nimmt diese Resultate mit Freude zur Kenntnis. Sie zeigen: Die meisten SSO Zahnarztpraxen sind bestrebt, ihren Angestellten ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten. Die SSO will die Betriebe dabei unterstützen. So spricht sich die wirtschaftliche Kommission für eine Anhebung der DA-Löhne in den ersten Berufsjahren aus. Die Salärrichtlinien werden entsprechend überarbeitet. Auch sonst sind die Erkenntnisse aus der Umfrage wertvolle Grundlage für weitere Diskussionen in der wirtschaftlichen Kommission.
 

Neuer Scientific Editor-in-Chief

Ab Anfang 2024 erschien das Magazin SWISS DENTAL JOURNAL SSO in einem neuen Layout. Es vereint die früheren Zeitschriften SDJ SSO sowie INTERNUM und wurde gestalterisch und konzeptionell an die Markenidentität der SSO angepasst. Zudem wurde eine digitale Plattform für die Publikation wissenschaftlicher und klinischer Artikel eingerichtet. Chefredaktor Prof. Matthias Zehnder, der über acht Jahre für den wissenschaftlichen Teil des SDJ SSO verantwortlich war, hat diesen Schritt initiiert und eng begleitet. Im Juli 2024 übergab er sein Amt an Prof. Michael Bornstein. Michael Bornstein leitet die Geschäftseinheit Forschung und ist Vorsteher der Klinik Oral Health und Medicine des Universitären Zentrums für Zahnmedizin Basel UZB. Er kennt das SDJ SSO seit vielen Jahren, sei es als Autor, sei es als Begutachter von zahnmedizinischen Artikeln.

Mitgliederangebote

Der Anschluss an die SSO soll einen Mehrwert bieten. Dafür setzt sich der Zentralvorstand konsequent ein. Zentraler Bestandteil dieser Strategie ist die laufende Erweiterung des Angebots durch Kooperationen mit sorgfältig ausgewählten Partnern. Im Jahr 2024 konnte die SSO drei neue Partnerschaften eingehen. Mit Medpension und PAT BVG hat die SSO zwei renommierte Anbieter im Bereich der beruflichen Vorsorge gewonnen. Beide Partner verfügen über langjährige Erfahrung und sind ausgewiesene Speziallisten mit starkem Fokus auf die Medizinbranche. Diese neuen Optionen ermöglichen es Mitgliedern der SSO, ihre Vorsorgeplanung noch flexibler und effizienter zu gestalten. Und mit der MF Group wurde ein weiterer Partner gewonnen, der im Bereich Factoring tätig ist. Diese Zusammenarbeit eröffnet Mitgliedern moderne und unkomplizierte Möglichkeiten, die Abrechnungsprozesse in ihren Praxen zu optimieren. Mit dem gezielten Ausbau der Angebote löst die SSO ihr Versprechen ein, den Verbandsmitgliedern attraktive und praxisnahe Vorteile zu bieten.

Präsidentenkonferenz

Die Präsidentenkonferenz der SSO bietet den Kadermitgliedern einmal im Jahr Gelegenheit, Erfahrungen und Informationen auszutauschen, neue Ideen zu besprechen und Kontakte zu pflegen. Die Sektionen und Fachgesellschaften stellen dabei ihre Arbeit und ihre Projekte vor. Rund 60 Vertreterinnen und Vertreter von kantonalen Vorständen, Kommissionen und Fachgesellschaften trafen sich im November 2024 in Thun. Im Fokus der Präsidentenkonferenz standen dieses Jahr berufspolitische Themen wie die Alterszahnpflege oder die soziale Zahnmedizin. Als Gastreferent hatte die SSO Prof. em. Dr. Michael Ambühl eingeladen. Er führte als Staatssekretär beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten wichtige Verhandlungen für die Schweiz, unter anderem zu den bilateralen Verträgen. In seinem Referat führte er das Publikum in die Kunst und die Wissenschaft des erfolgreichen Verhandelns ein. Eindrücklich zeigt er auf, wie anspruchsvoll das Führen von Verhandlungen und wie wichtig die Kompromissfindung ist. Eine Verhandlung sei dann gelungen, wenn beide Partner von den Neuerungen profitieren, so Michael Ambühl.

SSO in den Medien

Die SSO erhielt auch 2024 nahezu wöchentlich Anfragen von Journalistinnen und Journalisten zu einer Vielzahl von Themen wie Zahnarzttarif, Werbung, Dentaltourismus, Anstellungsbedingungen, Arbeitsmodelle oder Sedierung. Die Medienarbeit ermöglichte der SSO nicht nur, ihre fachliche Expertise einzubringen, sondern auch die öffentliche Wahrnehmung und das Verständnis für die Positionen der Zahnärzteschaft nachhaltig zu fördern. Ein bemerkenswertes Beispiel für den Erfolg dieser Bemühungen war die Richtigstellung eines Artikels in der NZZ zum Thema Dentaltourismus. Der Artikel thematisierte die vermeintlich günstigeren Behandlungskosten in grenznahen deutschen Kliniken. Die SSO kritisierte sowohl die einseitige Darstellung als auch den unplausiblen Preisvergleich, der auf ungenauen Angaben beruhte. Dank der klar formulierten Positionierung durch einen Leserbrief von Olivier Marmy, Leiter Departement Kommunikation im Zentralvorstand, und durch den direkten Austausch mit dem Journalisten konnte die SSO erreichen, dass das irreführende Preisbeispiel aus dem Online-Archiv entfernt wurde. So setzte sich die SSO erfolgreich für eine differenzierte, faktenbasierte Berichterstattung ein. Dieses Beispiel macht deutlich, wie wichtig die Medienarbeit für einen Berufsverband wie die SSO ist. Erfolgreiche Kommunikation stärkt nicht nur die Wahrnehmung der SSO als kompetente Ansprechpartnerin, sondern auch das öffentliche Vertrauen in die Zahnärzteschaft der Schweiz.

Delegiertenversammlung

Im Mai trafen sich knapp 80 Delegierte der SSO zur jährlichen Versammlung in Bern. Die Diskussionen und Debatten verliefen konstruktiv. Alle Geschäfte wurden einstimmig angenommen und sämtliche Mitglieder des Zentralvorstands wurden mit Applaus im Amt bestätigt. Jahresrechnung und Budget fanden ohne Einwände Zustimmung. Die SSO ist finanziell solide aufgestellt – und wächst im Mitgliederbestand stetig weiter. Die Mitgliederkategorien, der neue Markenauftritt sowie das aktive Mitgliedermarketing zeigen Wirkung. In allen Kategorien konnten Mitglieder gewonnen werden, was den Organisationsgrad der SSO stärkt. Die SSO kann auf zahlreiche engagierte Kader zählen. Zwei davon wurden für ihren jahrzehntelangen Einsatz mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. Sepp Gübeli für seine grossen Verdienste in der Kommission für die Weiterbildung der Dentalassistentinnen; und Michael Willi für sein Engagement für die Organisation Secours dentaire international.

SSO Kongress

Mehr als 1600 angemeldete Kongressbesucherinnen und -besucher, eine ausverkaufte Fortbildungsveranstaltung für Dentalassistentinnen, 29 Fachvorträge zur Kinder- und Jugendzahnmedizin – und gleich daneben die grösste Dentalausstellung der Schweiz: Der SSO Kongress 2024 war ein voller Erfolg. Die Referate standen ganz im Zeichen der Kinder- und Jugendzahnmedizin. Das Programm spannte einen Bogen von zahnmedizinischen Notfalldiensten für Kinder über Prophylaxe und bildgebende Verfahren bis hin zu besonderen Herausforderungen wie der Behandlung von Kindern mit speziellen Bedürfnissen. Gleich neben dem Kongresssaal in der Bernexpo fand die grösste Dentalausstellung der Schweiz statt: Dental Bern 2024. Rund 170 Aussteller zeigten ihre Produkte und Dienstleistungen auf 4400 Quadratmetern. Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie ganze Praxisteams nutzten die Gelegenheit, um Neuheiten zu testen und sich zu informieren. Neu im Programm der Dental Bern waren in diesem Jahr Workshops, die sich unter anderem mit Themen wie Strahlenschutz und Arbeitssicherheit in der Zahnarztpraxis beschäftigten. So boten SSO Kongress und Dental Bern die ideale Plattform, um Fachwissen zu vertiefen und gleichzeitig wertvolle Kontakte zu pflegen. Und der neue SSO Kinderhort sorgte dafür, dass sich die drei Fortbildungstage auch mit dem Familienleben vereinbaren liessen.