Gesunde Zähne dank gesunder Ernährung: So geht’s

Katrin Schregenberger
Mann beisst in Karotte

Mundgesunde Ernährung kann das Risiko für Karies, Zahnfleischentzündung und Parodontitis senken.

Was wir essen trägt massgeblich zu unserer Mundgesundheit bei. Das heisst: Wer sich ungesund ernährt, kämpft eher mit Karies, Zahnfleischentzündung und Parodontitis, der Entzündung des Zahnhalteapparates. Der Effekt von ungesunder Ernährung zeigt sich hier schon in wenigen Wochen. Richtig ist aber auch der Umkehrschluss: Wer auf eine gesunde Ernährung umstellt, kann seine Mundgesundheit in relativ kurzer Zeit verbessern.

Doch was heisst es eigentlich, sich mundgesund zu ernähren? Zahnarzt und Ernährungsmediziner Christian Tennert und Professor Hendrik Meyer-Lückel von der Klinik für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin der Universität Bern gaben im Seminar «Prophylaxe von Karies und anderen oralen Erkrankungen durch Ernährung» Antworten.

Zucker fördert schädliche Bakterien

Karies entsteht durch Säuren, die Mineralien aus unseren Zähnen lösen. Hergestellt werden diese Säuren durch Bakterien in unserem Mund. Deren Lebensgrundlage ist Zucker. Je mehr Zucker wir zu uns nehmen, desto mehr solcher Bakterien bevölkern unsere Mundhöhle. Für die Bakterien kommt es nicht darauf an, ob der Zucker, konkreter die Mono- oder Disaccharide, aus natürlichen Quellen stammt oder industriell hergestellt oder beigefügt wurde. Das heisst: Auch natürliche Süssungsmittel wie Honig, Ahorn-, Agaven- oder Reissirup und Kokosblütenzucker bieten den Bakterien Nahrung. Eine Ernährungsumstellung kann den schädlichen Bakterien ihre Lebensgrundlage entziehen.

Viel weniger problematisch sind andere Zuckerarten wie Stärke (Polysaccharide) oder Ballaststoffe (Oligosaccharide). «Generell sind natürliche stärkehaltige Nahrungsmittel kaum kariogen», sagt der Zahnarzt Tennert. Anders sieht es in Kombination aus: Stärke und Zucker zusammen verursachen mehr Karies als Zucker allein.

Einen Spezialfall stellt wiederum Milchzucker dar, der in Milchprodukten auftritt. Diese enthalten viele Proteine und Kalzium, welche der Demineralisierung der Zähne entgegenwirken. Sie sind deshalb nicht kariesfördernd, solange kein Zucker zugesetzt ist.

Achtung bei säurehaltigen gesüssten Getränken

Ebenfalls problematisch ist Säure. Säuren demineralisieren die Zähne, es entstehen Erosionen. Zudem sinkt durch Säure der pH-Wert in der Mundhöhle. Bei einem tieferen pH-Wert verändert sich auch die Widerstandskraft der Zähne: Sowohl die oberste Schicht der Zähne, der Zahnschmelz, als auch die darunterliegende Substanz, das Dentin, demineralisieren bei saurem pH-Wert eher. Säurehaltige Getränke wie Cola, Sportgetränke oder Fruchtsäfte sind deshalb für die Zahngesundheit schädlich, sie erhöhen das Risiko für Karies und Erosionen.

Konkrete Ernährungstipps vom Experten

Eine mundgesunde Ernährung sieht laut Christian Tennert so aus:

  • Meiden von Nahrungsmitteln und Getränken mit Zuckerzusatz
  • Ballaststoffreich: Ballaststoffe führen unter anderem zu einer gesunden Darmflora.
  • Möglichst unverarbeitete Nahrungsmittel essen, Fertigprodukte meiden. Dies erhöht die Ballaststoffzufuhr.
  • Mikronährstoffreich: Also mit vielen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen
  • Omega-3-reich (Leinsamen/Leinöl, Chiasamen, fetter Seefisch, Fischöl, Algenöl)

Um ein Gespür für die eigene Ernährung zu bekommen, können Ernährungs-Apps helfen. Es gibt zudem zahlreiche nützliche Apps, um Ernährungsprotokolle zu erstellen. Zuverlässige Apps sind laut Christian Tennert: Cronometer, Ernährung Pro, Codecheck und Snaq.

Das kann der Zahnarzt tun

Die Ernährung kann auch eine Therapie von Karies, Gingivitis und Parodontitis positiv beeinflussen beziehungsweise vorbeugend wirken. Die Aufklärung durch den Zahnarzt oder die Zahnärztin ist deshalb sinnvoll. Bei Patienten mit viel Karies können die kariesfördernden Risikofaktoren mittels eines Fragebogens erhoben werden. Zusammen mit dem Patienten identifiziert der Zahnarzt oder die Zahnärztin dann jene Faktoren, die geändert werden können. Manchmal ist es für den Patienten auch hilfreich, ein Ernährungstagebuch zu führen, um die Ernährung zu optimieren. Bei Parodontitis-Patienten sollte zudem der Vitamin-D-Spiegel geprüft werden. Denn bei chronischen Entzündungen ist es einen Versuch wert, bei Vitamin-D-Mangel auf Vitamin-D-Supplemente zu setzen. Vor allem im Winter haben viele Menschen Vitamin-D-Mangel, da das Sonnenlicht eine unserer Hauptquellen für die Bildung von Vitamin D ist. Weiter sollte bei Gingivitis und Parodontitis eine Ernährung mit antientzündlichen Komponenten empfohlen werden.