Präsidentenkonferenz 2025: Wie die SSO ihr Markenversprechen umsetzt

Markus Gubler, Andrea Renggli
Yoshiko Kusano, Monika Flückiger
bertschinger-pk-2025

Vor vier Jahren gab die SSO ein Markenversprechen ab: «Gemeinsam weiterkommen». An der diesjährigen Präsidentenkonferenz zeigte der SSO-Zentralvorstand, was sich seither getan hat. 

Die diesjährige Präsidentenkonferenz der SSO tagte an einem geschichtsträchtigen Ort: auf dem Uetliberg bei Zürich. Am Ende des 18. Jahrhunderts sollen napoleonische Truppen über Nacht eine Befestigung hochgezogen haben. Bauern berichteten später, «der Berg habe Zähne bekommen». Mit dieser Episode begrüsste Sektionspräsident Nenad Lukic – zusammen mit dem SSO-Präsidenten Jean-Philippe Haesler – seine Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Kantonen. 

Rund 60 Vertreterinnen und Vertreter der SSO-Sektionen und  -Kommissionen, der Fachgesellschaften sowie des Zentralvorstands der SSO nahmen an der Präsidentenkonferenz teil. Durch das zweitägige Programm führte der SSO-Präsident. Im ersten Informationsblock stellten Mitglieder des Zentralvorstands laufende Arbeiten und strategische Projekte vor.

Vier Jahre Markenversprechen – ein Rückblick

Vor vier Jahren durchlief die SSO einen Markenprozess, erneuerte ihren visuellen Auftritt und gab ein Markenversprechen ab: «Gemeinsam weiterkommen». Daran erinnerte Olivier Marmy. Seither richtet der Berufsverband seine Angebote konsequent entlang zahnärztlicher Karrierephasen aus: Ausbildung, Anstellung, Selbstständigkeit, Praxisübergabe. Mit dem Markenauftritt hat die SSO neue Formate geschaffen – wie SSO Campus und SSO Impulse. 

Christoph Senn stellte SSO Campus vor. Einen Anlass für Studierende sowie junge Zahnärztinnen und Zahnärzte, der bewusst dort ansetzt, wo das Studium Lücken lässt: Kommunikation, Praxisführung, Einstieg in den Berufsalltag. Oliver Zeyer zeigte, wie der SSO Kongress positiv weiterentwickelt wurde. Sein Programm verbindet noch stärker wissenschaftliche Expertise mit praxisnahen Elementen. Und dank des etablierten On-Demand-Angebots können Mitglieder die Fortbildung flexibel wahrnehmen.

Jean-Philippe Haesler präsentierte SSO Impulse. Das neue Format feierte im August Premiere. Es soll Inputs liefern für strategische Fragen wie Interessenvertretung, Nachwuchsförderung oder Verbandsarbeit. SSO Impulse kombinierte kurze Inputreferate von Ständerat Pirmin Bischof und Organisationsentwicklerin Sandra Kohler mit proaktiver Gruppenarbeit. In der ersten Ausgabe war die Gewinnung junger Mitglieder ein zentrales Thema. Erfreulich: Erste Sektionen haben die erarbeiteten Ideen bereits umgesetzt – mit positiven Ergebnissen.

Berufsbild DA wirksam vermarkten

Eine wichtige Mitarbeiterin der Zahnärzte und Zahnärztinnen ist die Dentalassistentin. Sie sorgt dafür, dass im hektischen Praxisalltag alles rund läuft. Um das Berufsbild noch wirksamer zu vermarkten, arbeitet die SSO mit der Plattform «Lehrberufe Live!» zusammen. Christoph Epting stellte die Partnerschaft vor. Viermal jährlich erzählt eine Dentalassistentin oder ein Dentalassistent in einem Video aus dem Berufsalltag. Die Resonanz ist gross: bis zu 10 000 Jugendliche haben sich die Porträts angesehen. 

An der SSO-Präsidentenkonferenz ist immer auch das Präsidium der Vereinigung der Kantonszahnärztinnen und Kantonszahnärzte der Schweiz (VKZS) vertreten. Der Austausch zwischen VKZS und SSO funktioniere ausgezeichnet, erzählte die aktuelle Co-Präsidentin Irène Hitz Lindenmüller. Die Kantonszahnärzte beschäftigen sich zurzeit unter anderem mit der Anerkennung von Diplomen ukrainischer Zahnärztinnen und Zahnärzte. 

Kommissionen informieren über ihre Aufgaben

Ein für die SSO aktuell wichtiges Thema ist die Revision der Publikation «Gute Praxis zur Aufbereitung von Medizinprodukten in Arzt- und Zahnarztpraxen sowie bei weiteren Anwendern von Dampf-Klein-Sterilisatoren» (KIGAP). Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe erarbeitet zurzeit die neuen Leitlinien. Leider sind darin keine ambulanten Leistungserbringer vertreten. Doch die SSO und ihre Kommission für Praxishygiene und Umweltschutz (KPU) kann sich im Rahmen der Vernehmlassung einbringen, wie Kommissionspräsident Jaro Kleisner erläuterte. 

Bernard Schneuwly, Präsident der Wirtschaftlichen Kommission der SSO (WiKo), und Lorenzo Reali, ZV-Departementsverantwortlicher WiKo, stellten die laufenden Arbeiten der WiKo vor. Neben der intensiven Tarifpflege beantwortete die Kommission unzählige Tarifanfragen. Deshalb entwickelt sie ein Tarifkompendium, das den Mitgliedern künftig hilft, den Tarif sicher und einheitlich anzuwenden.

Was läuft bei den Fachgesellschaften?

Die Präsidentenkonferenz ermöglicht den Austausch nicht nur zwischen der SSO und ihren Sektionen, sondern bietet auch den Fachgesellschaften eine Plattform. So berichtete Florin Eggmann, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Präventive, Restaurative und Ästhetische Zahnmedizin (SSPRE), von einer aktuellen Zusammenarbeit bei der Überarbeitung des Reglements zur Erlangung eines Weiterbildungsausweises in allgemeiner Zahnmedizin. Sven Mühlemann, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Orale Implantologie (SGI), informierte über die geplante Statutenänderung: Die SGI-Mitgliedschaft soll als Qualitätslabel verankert werden. Dazu werden die Kriterien für die Mitgliedschaft angepasst. 

Über die Arbeit des Büros für zahnmedizinische Weiterbildung (BZW) informierte Präsident Marco Bertschinger, und der Präsident der italienischen Informationskommission (CISI), Valentin Huwiler, berichtete von der Präventionsarbeit im Tessin. 

Mundgesundheit für alle

Menschen mit tiefen Einkommen, sogenannte Working Poor, haben teilweise Mühe, unerwartete Ausgaben, wie etwa eine Zahnarztrechnung, zu bezahlen. Der SSO ist diese Herausforderung bewusst. Unter dem Leitmotiv «Mundgesundheit für alle» arbeitet sie deshalb an Massnahmen, um armutsgefährdete Personen zu unterstützen. Allerdings ist die Situation je nach Region sehr unterschiedlich. Deshalb hat die SSO einen Leitfaden mit wichtigen Informationen sowie mit Tipps und Ideen für die SSO-Sektionen erarbeitet. 

Ein weiterer Meilenstein ist am 18. März 2026 geplant. In Zusammenarbeit mit der Winterhilfe Schweiz lädt die SSO zu einer Koordinationstagung zur sozialen Zahnmedizin ein. Dabei werden Strategien und Massnahmen aufgezeigt, die die Integration armutsgefährdeter Menschen in die reguläre zahnmedizinische Versorgung erleichtern. Am gleichen Tag feiert die Winterhilfe Schweiz ihr 90-jähriges Bestehen mit Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider als Gastrednerin. Die Geschäftsführerin der Winterhilfe Schweiz, Monika Stampfli, überbrachte die Grussworte der Organisation und zeigte eindrückliche Statistiken zum Thema Armut in der Schweiz.

Ein Projekt mit Vorbildcharakter

Im Anschluss erzählte Etienne Barras, beratender Zahnarzt des Kantons Wallis, über ein Projekt der SSO Wallis zur umfassenden Versorgung der ganzen Bevölkerung. Unter anderem wurde die Schulzahnpflege gestärkt und auf Jugendliche bis 18 Jahre ausgeweitet. Auch sind die Alters- und Pflegeheime nun verpflichtet, jeweils einen Heimzahnarzt zu ernennen, der sich um die Mundgesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner kümmert. Zudem bieten Mitglieder der SSO Wallis als Freiwillige kostenlose zahnmedizinische Beratungen an. So können sich finanziell benachteiligte Personen niederschwellig informieren, welche Möglichkeiten zur Behandlung und zu deren Finanzierung ihnen offenstehen. Der Kanton wiederum unterstützt Walliser Familien, die einen Anspruch auf Prämienverbilligung haben, mit einer Gutschrift von 500 Franken pro Jahr für Zahnbehandlungen. Das Projekt hat Vorbildcharakter. Es unterstützt zielgerichtet, da, wo es nötig ist. 

Politische Stabilität

Als Gastreferent sprach an der Präsidentenkonferenz Korpskommandant Thomas Süssli, Chef der Schweizer Armee (CdA). Auch wenn sich Zahnärztinnen und Zahnärzte im Berufsalltag primär auf die Gesundheit der Patienten konzentrieren, bleiben die geopolitischen Entwicklungen nicht ohne Auswirkungen auf unser Land, erklärte der SSO-Generalsekretär Simon Gassmann einleitend. Denn erst die politische und wirtschaftliche Stabilität und Sicherheit ermöglichen es den SSO-Mitgliedern, ihren Beruf in Ruhe auszuüben.

Thomas Süssli geht tatsächlich davon aus, dass diese Stabilität und Sicherheit in den kommenden Jahren nicht mehr selbstverständlich sind. «Wir befinden uns mitten in einer Zeitenwende», meinte er. Immer mehr Länder wendeten sich von der bisherigen regelbasierten Ordnung ab, allen voran China. Es entstehe eine multipolare Welt, und der Weg dahin könne durchaus holprig sein. «Das ist es, was wir im Moment spüren», erklärte Süssli. Die Schweiz als kleines Land wird sich diesen neuen Gegebenheiten anpassen müssen. Die Schweiz müsse in dieser instabilen Lage immer glaubwürdig darlegen können, dass sie bereit ist, die Souveränität zu verteidigen. 

Zur Rekrutierung der jungen Generationen – ein Thema, das die Armee und die SSO gleichermassen betrifft – meinte Süssli: «Wir hatten noch nie eine so motivierte Armee wie heute.» Denn diejenigen, die sich engagieren, seien wirklich überzeugt. Könne man den Sinn eines Engagements vermitteln, seien auch junge Menschen der Generation Z motiviert für den Dienst für die Allgemeinheit.