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Wie gründe ich meine eigene Praxis?

med. dent. Sabrina Steinmeier
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Praxisgründung als Herausforderung.

Zahnärztinnen und Zahnärzte, die eine eigene Praxis eröffnen wollen, stehen oft vor einem Berg von Fragen. Unsere Autorin war am SSO-Praxiseröffnungsseminar «Meine eigene Praxis; es lohnt sich!» und hat dort erfahren, wie eine Praxisgründung am einfachsten geht.

Wer eine eigene Praxis gründet oder übernimmt, wird unweigerlich zum Unternehmer, zur Unternehmerin. Es lohnt sich, sich bereits vor der Praxisgründung oder -übernahme grundlegende Gedanken zur Ausrichtung, zum Auftritt, zur rechtlichen Struktur sowie dem Praxisort zu machen. Hier stehen Fachleute und Stellen zur Verfügung, die beraten können. Dazu gehören Treuhänder oder Rechtsanwälte, Bankberater und vor allem: Zahnärztinnen und Zahnärzte, die diesen Schritt selbst gewagt haben. Am SSO-Praxiseröffnungsseminar «Meine eigene Praxis; es lohnt sich!» gaben Experten Auskunft.

Was muss ich bei der Bank vorweisen für einen Kredit?

Meist braucht es zur Praxisgründung nebst Eigenkapital einen Kredit. Die Bank benötigt hierfür einen sogenannten Business-Plan, also eine Übersicht darüber, wie hoch der Finanzierungsbedarf ist und wie er sich zusammensetzt. Der künftige Praxisinhaber legt dazu einen stringenten Lebenslauf vor und überzeugt mit seiner Persönlichkeit. Ebenfalls müssen kantonale Zulassungen, eine Praxisbewilligung, ein Fähigkeitsausweis, die Steuererklärung, Details zur 2. und 3. Säule, der Betreibungsregisterauszug und ein Mietvertrag – oder auch ein Kaufvertragsentwurf – vorgelegt werden. Zudem sollten Details zur Organisation der Praxis präsentiert werden.

Wozu brauche ich einen Treuhänder oder Rechtsanwalt?

Eine Beratung durch einen Treuhänder oder auch Rechtsanwalt ist im Vorfeld sinnvoll. Denn nur schon die Rechtsform einer Praxis will gut überlegt sein. Will man ein Einzelunternehmen, eine Praxisgemeinschaft oder eine Gemeinschaftspraxis gründen? Gerade wenn Teilzeitarbeit eine Option ist, macht eine der beiden letzteren Formen Sinn. Und dafür sind klare vertragliche Regelungen bezüglich Kostenverteilung, Ausstieg, Entscheidungsmacht und Umsatzverteilung unumgänglich. Steuerliche Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Rechtsformen sowie Finanzierungsoptionen können gemeinsam mit einem Treuhänder oder Rechtsanwalt abgewogen werden. Auch bezüglich Praxisschätzung im Falle einer Praxisübernahme ist man hier an der richtigen Adresse. Mit Informationen zum bisherigen Umsatz pro Behandler, der Anzahl aktueller Patienten sowie zur vorhandenen Praxisinfrastruktur kann der Kaufpreis geschätzt werden.

Wie helfen mir die SSO-Stiftungen bei der Praxisgründung?

Auch eine Beratung bezüglich Versicherung und Vorsorge ist zu empfehlen. Hierfür sind die SSO-Stiftungen der richtige Ansprechpartner. Abhängig von der gewählten Rechtsform kann die passende Sozialversicherung gewählt werden. In welcher Form und wann AHV, IV, EO, ALV, Familienzulagen, UVG, NBU, KVG, KTG, 3-Säule, Sachversicherung, Betriebshaftpflichtversicherung, Berufshaftpflichtversicherung, Rechtsschutzversicherung und Pensionskasse fakultativ oder sogar obligatorisch sind, ist nicht nur für den eigentlichen Unternehmer, sondern auch für die potentiellen Angestellten relevant. Die SSO-Vorsorgestiftung hilft bei der beruflichen Vorsorge für Alter, Tod und Invalidität. Die SSO-Services wiederum vermittelt Versicherungslösungen zur Absicherung gegen Risiken wie Krankheit und Unfall. Für die AHV besteht für SSO-Mitglieder eine Anschluss-Lösung bei der Ausgleichskasse medisuisse.

Wo und wie suche ich nach einer Praxis?

Gut durchdacht sollte die Standortwahl sein. Dazu sollte die Marktsituation gut analysiert werden. Schätzungsexperten können hier helfen. Doch nicht nur der Markt allein bestimmt den zukünftigen Standort, auch der eigene Wohnort und die persönliche Flexibilität bezüglich Arbeitsweg spielen eine wichtige Rolle. Ist der Standort etwas eingegrenzt, muss man sich überlegen, wie hoch die Anzahl der Behandlungszimmer, wie die persönliche Arbeitsweise und Praxisphilosophie sein sollen. Auch das Ausbaupotential ist eine Überlegung wert. Über Dental Depots, Treuhänder oder eine direkte Anfrage bei Gemeindebehörden kann das passende Objekt gefunden werden.

Wie gestalte ich eine Praxisübernahme?

Die Übernahme einer Praxis geschieht in den meisten Fällen nicht von einem Tag auf den nächsten. Sie birgt auch Konfliktpotential und braucht Zeit und Geduld von beiden Seiten. Gemeinsames Marketing bei Geschäftspartnern, Zuweisern und Patienten macht den Übergang von einer Ära in die nächste für alle Parteien harmonischer. Abgesehen von den übrigen finanziellen Regelungen sollten auch allfällige Rezidivfälle nach abgeschlossener Übergabe vertraglich geregelt werden. Gegenseitige Diskretion, Vertrauen und Toleranz sind dabei von beiden Seiten wünschenswert.

Wie mache ich online auf mich aufmerksam?

Mund-zu-Mund-Empfehlungen sind ein wichtiger Pfeiler für den Aufbau des Patientenstamms. Eine übersichtliche und professionelle Webpage ist jedoch ebenfalls zentral. Für eine saubere Webpage lohnt es sich, anfänglich gut zu investieren und sie auf Google-Kriterien zu optimieren, damit sie bei einer Online-Suche gefunden wird. Um die Webpage auffindbar und attraktiv zu machen, stellt Google einige Tools zur Verfügung wie My Business, Analytics, Search Console, Google Ads.

Weitere Infos zu den Vorteilen als SSO-Mitglied