ALLA PANORAMICA

In seiner Praxis finden Flüchtlinge Halt

Alexandra Elia, Kommunikation SSO
zahnarzt

Geflüchtete Personen müssen oftmals lebensbedrohlichen Situationen entkommen. In einer solchen Notlage steht die Mundhygiene nicht an oberster Stelle. In der Schweiz erhalten Asylsuchende eine zahnärztliche Notbehandlung, wie etwa in der Praxis von Stephan Baumgartner. Doch das Engagement des Zürcher Zahnarztes hört an dieser Stelle nicht auf.

Es kommt nicht selten vor, dass in der Praxis im Zürcher Kreis 4 Syrisch, Farsi, Hebräisch, Ukrainisch oder Kurdisch gesprochen wird. Das Team rund um Stephan Baumgartner verfügt über eine beeindruckende sprachliche Vielfalt. Dies ist mit ein Grund, weshalb die Klinik regelmässig als Anlaufstelle von Durchgangszentren für Asylsuchende kontaktiert wird. «Unsere Klientinnen und Klienten kommen aus der ganzen Welt, im Asylwesen entsprechend aus den aktuellen Krisenherden», so Baumgartner. Eine gewisse Flexibilität, Schnelligkeit und entsprechende Sprachkenntnisse seien dabei - gerade in der zahnärztlichen Triage - unabdingbar.

Wer in die Schweiz flüchtet, hat Anspruch auf eine zahnärztliche Notversorgung. Dafür gelten allerdings klare gesetzliche Vorgaben: «Die Asylzahnmedizin ist eine einfache, zweckmässige und wirtschaftliche Überbrückungszahnmedizin», beschreibt es Baumgartner. Für Asylsuchende gelten noch strengere Behandlungskriterien als in der öffentlichen Sozialhilfe.

Die zahnmedizinische Behandlung geflüchteter Menschen bringt verschiedene Schwierigkeiten mit sich: «Die Zahngesundheit ist oftmals leider insuffizient». Zuckerhaltige Getränke und mangelhafte Mundhygiene führen immer wieder herausfordernde Befunde herbei, so Baumgartner. Auf den langen Fluchtwegen sei zudem teilweise der Zugang zu Mundhygieneprodukten nicht gewährleistet. Nebst der zahnärztlichen Notfallversorgung sieht Baumgartner seinen Beitrag aber auch in der Integration, Verständigung und psychologischen Traumabewältigung. «Eine traumatische Belastung ist bei vielen Asylsuchenden anzutreffen», so der Zahnarzt. 

Nach dem Studium an der Universität Zürich und Aufenthalten in der Schulzahnklinik Winterthur sowie in zwei Privatpraxen, hat sich Baumgartner selbstständig gemacht. Seither bietet er in seiner Klinik eine vielfältige Palette an Behandlungen an und engagiert sich in zahlreichen Nischen der Zahnmedizin. Dazu zählt nicht nur die notfallmässige Behandlung von Asylsuchenden, sondern auch die Betreuung von Kindern und Erwachsenen mit Autismus-Spektrum-Störungen oder die Alters- und Palliativzahnmedizin. Baumgartner hat zudem die Flying Dentist - die fliegenden Zahnärzte - gegründet, einem Anbieter für mobile Zahnmedizin in der Behinderten- und Seniorenzahnmedizin. 

Die verschiedenen Engagements erlebt Baumgartner als sehr bereichernd. «Wir als Klinik gewinnen an den vielen Begegnungsmomenten», betont er. Ein solcher Moment habe zu einer glücklichen Begebenheit in der eigenen Praxis geführt: «Aufgrund unserer Begegnung mit zwei jungen syrischen Asylsuchenden und ihrer Initiativbewerbungen, konnten wir beiden eine Lehrstelle anbieten», erzählt er. Es komme auch immer wieder vor, dass sich Patientinnen aus dem Asylwesen herausarbeiten und auf eigenen finanziellen Füssen stehen. Daraus entstehe oftmals eine langfristige Zusammenarbeit. «Das sind natürlich schöne gemeinsame Geschichten», so Baumgartner.