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Weisser als weiss – das Phänomen «Turkey Teeth»

Nina von Allmen
iStock
Turkey teeth

Der Traum von strahlend weissen Zähnen ist in der westlichen Kultur weit verbreitet. Im angelsächsischen Raum kursiert aktuell das Phänomen «Turkey Teeth» (dt.: Türkei-Zähne). Aus Kostengründen und wegen der Vermarktung durch Influencer reisen derzeit Europäerinnen und Europäer, besonders viele aus Grossbritannien, in die Türkei, um sich ihre Zähne dort perfekt bleichen und ausrichten zu lassen. Mit teils fatalen Folgen.

Trendsetter sind britische Reality-TV-Stars, beispielsweise Katie Price, die in den sozialen Medien über ihren Eingriff berichten. Auf TikTok finden sich unter dem Hashtag #turkeyteeth inzwischen mehr als 200 Millionen Beiträge. 

Zähne als modisches Statement
In der Türkei erhalten Patientinnen und Patienten künstlichen Zahnersatz in Form von Kronen oder Veneers. Form, Farbe und Grösse der neuen Zähne sind frei wählbar – plötzlich wird Zahnmedizin zu einer Frage des persönlichen Geschmacks.

Bei Veneers werden die eigenen Zähne leicht angefeilt, während für künstliche Kronen rund 70% des Zahns abgeschliffen werden. Dieser Eingriff ist nicht rückgängig zu machen. Danach werden die künstlichen Zahnteile mit Klebzement an der Zahnsubstanz befestigt. Diese gängigen Behandlungen dienen der Korrektur von Zahnfehlstellungen oder Zahnlücken sowie der Zahnerhaltung.

Vorsicht vor Komplikationen
Problem: Kronen und Veneers halten nicht ewig. Je nach verwendeten Materialien müssen sie alle fünf bis fünfzehn Jahre ersetzt werden. Das kann kostspielig werden.

Katie Price
Katie Price zeigt ihre Turkey Teeth – und die Folgen davon. Quelle: Instagram

Ausserdem kann es während oder nach dem Eingriff zu Komplikationen kommen. Bei häufiger Erneuerung werden die eigenen Zähne stark beansprucht. Es kann zum Absterben des Zahns, zu Abszessen oder Nervenschädigungen kommen. Letztes Mittel sind dann beispielsweise Implantate aus Titan, die direkt in den Kieferknochen gebohrt werden.

Britische Zahnärztinnen und Zahnärzte wehren sich gegen den viralen Trend. Gemäss einer Umfrage der BBC unter 1'000 Zahnärzten im Vereinigten Königreich behandeln mehr als die Hälfte davon Personen, die nach einem Eingriff in der Türkei Folgeschäden erlitten haben.

Wer sich also für eine Zahnfehlstellungskorrektur interessiert, tut gut daran, erst einmal den persönlichen Zahnarzt, die persönliche Zahnärztin zu konsultieren. Nicht immer sind alle Eingriffe möglich und ratsam.