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Mundpiercings und ihre zahnmedizinischen Risiken

Lisa Ewersbach
iStockphoto: bekisha
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Piercings sind eine Form von Selbstausdruck und Körperveränderung und in fast allen Kulturen der Welt verbreitet. In der modernen Gesellschaft dienen Piercings hauptsächlich ästhetischen Gründen. Doch welchen Risiken setzt man sich mit einem Mundpiercing aus?

Der modische Mundschmuck erstreckt sich von glitzernden Steinchen auf den Zähnen über Piercings im und rund um den Mund. Auch kleine Zahnornamente aus Gold- oder Platinfolie auf dem Zahn sind beliebt oder die Schneidezähne werden sogar komplett mit Silber-, Gold- oder Platinkappen überzogen. Die Vielfalt ist mindestens so gross wie die Ansichten über Mundschmuck.

Unsere Mundhöhle beherbergt ca. 700 verschiedene Bakterienarten, die wir als eine Art Mitbewohner betrachten können. Ein paar von ihnen sind jedoch Krankheitserreger wie Kariesbakterien, die sich auf der Zunge am wohlsten fühlen. Kommt es im Mund zu Entzündungen oder Verletzungen, können deshalb Infektionen, Schwellungen und Blutungen entstehen. Weiter erhöhen Piercings das Risiko für:

Mundgeruch
Der Mundschmuck bietet Zahnbelag hervorragende Möglichkeiten sich um ihn herum einzunisten. Da sich das Putzen um die Nieten und Gewinde des Schmucks schwieriger gestaltet, sammelt sich im Laufe der Zeit Plaque an. Ein unangenehmer Atem ist nicht selten die Folge davon.

Verletzung eines Nervs
In seltenen Fällen kann das Stechen eines Zungenpiercings dazu führen, dass die Zunge taub wird, sollte der Piercer einen Nerv treffen. Neben dem Taubheitsgefühl kann auch der Geschmackssinn darunter leiden oder die Fähigkeit, deutlich zu sprechen.

Abgebrochene Zähne
Die meisten Menschen, die sich Lippen- oder Zungenpiercings stechen lassen, geben dem Drang nach, auf den Schmuck rumzubeissen oder damit zu spielen. Somit besteht die Gefahr, einen Zahn abzubrechen oder zu zerkratzen, wenn sich beispielsweise beim Essen die Kugel des Zungenpiercings vom Stab löst.

Beeinträchtigte zahnärztliche Arbeit
Darüber hinaus kommt es vor, dass das Metall eines Piercings Zahnspangen, Kronen und Brücken beschädigt. Auch Füllungen können herausfallen.

Zahnverfall
Wenn der Mundschmuck regelmässig an den Zähnen reibt, wird der Zahnschmelz anfälliger allmählich zu erodieren. Ausserdem steigt das Risiko für Zahnempfindlichkeit und Karies.

Zurückgehendes Zahnfleisch
Weil das Piercing auf das Zahnfleisch einwirkt und das darunter liegende Zahnbein freilegt, kann das Zahnfleisch zurückgehen. Lippenpiercings wirken sich auf Ihr Zahnfleisch vor den unteren Schneidezähnen aus. Zungenpiercings wiederum können das Zahnfleisch hinter den vorderen unteren Schneidezähnen schädigen. Das zeigt auch eine Metastudie der Universitäten Basel und Greifswald. Dort fand man heraus, dass je länger das Piercing im Mund bleibt, desto mehr Schäden können an Zähnen und Zahnfleisch beobachtet werden.

Parodontitis
Aus diesem Zahnfleischschaden kann sich Parodontitis entwickeln, wenn Sie ihn unkontrolliert fortschreiten lassen. Diese Krankheit entsteht, wenn sich die innere Schicht des Zahnfleischs und des Knochens von den Zähnen ablöst. Die Zähne können sich lockern oder sogar ausfallen.

Entscheiden Sie sich trotzdem für einen Mundschmuck, sollten Sie auf folgende Punkte achten:

  • Nur erfahrenes Fachpersonal das Piercing stechen lassen.
  • Piercing regelmässig reinigen.
  • Um mögliche Probleme möglichst frühzeitig zu erkennen, sollten Sie einen Zahnarzt in regelmässigen Abständen prüfen lassen, ob seit dem Piercing Veränderungen erkennbar sind.