Gezielt unterstützen, statt obligatorisch versichern.

Erfolgsmodell in der Zahnmedizin stärken.

In vielen Kantonen der lateinischen Schweiz wurden politische Vorstösse für eine obligatorische Zahnversicherung lanciert. Die SSO bekennt sich klar gegen ein Versicherungsobligatorium. Das heutige System der Zahnpflege in der Schweiz hat sich bewährt. Eine obligatorische, dirigistische Zahnversicherung sorgt nicht für Verbesserungen, sondern für höhere Kosten, mindere Qualität und mehr Administration.

Was gegen den grundlegenden Systemwechsel spricht.

Gefährdete Therapiefreiheit

Heute müssen Patientinnen und Patienten ihre Zahnarztkosten in den meisten Fällen selbst bezahlen. Dafür können sie mitreden: Patient und Zahnarzt legen die Behandlung gemeinsam fest. Käme eine Versicherung für die Behandlung auf, bestimmt sie auch mit, was im Mund des Patienten geschieht.

Teurere Zahnmedizin, weniger Geld für die Prävention

Heute bewirken Therapiefreiheit und Eigenverantwortung der Patienten, dass die Kosten für zahnärztliche Leistungen vergleichsweise moderat steigen. Eine staatliche Versicherung erzielt keinen solchen kostendämpfenden Effekt.

Dazu kommt: Bei einem Versicherungsobligatorium bestünde die reelle Gefahr, dass sich Kantone und Gemeinden aus der Prävention zurückziehen. Warum in Prävention investieren, wenn eine kantonale Versicherung die Behandlung der Zahnschäden übernimmt? Leidtragende wäre in erster Linie die Schulzahnpflege. Dabei bildet diese schweizweit die wichtigste Grundlage für die zahnmedizinische Betreuung von Kindern und Jugendlichen: Sie gibt allen dieselbe Chance, ihre Zähne ein Leben lang gesund zu erhalten.

Dichtes Auffangnetz der sozialen Zahnmedizin

Armutsgefährdete Personen können schon heute finanzielle Unterstützung für Zahnbehandlungen beantragen, egal ob sie Sozialhilfe in Anspruch nehmen oder nicht. Auch Sozialversicherungen übernehmen Kosten von zahnärztlichen Behandlungen, z.B. bei Geburtsgebrechen, Unfall, oder Invalidität. Darüber hinaus unterstützen Hilfswerke und spezielle Fonds gewisser Wohngemeinden Betroffene finanziell.

Gezielt fördern, statt obligatorisch versichern

Unterstützungsleistungen sind vorhanden. Doch in weiten Bevölkerungskreisen herrscht ein Informationsdefizit. Bei Personen mit tiefer Schulbildung ist der Informationsmangel noch ausgeprägter. Ausgerechnet jene Patientinnen und Patienten, die eher auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind, klären ihre rechtlichen Ansprüche am wenigsten ab.

Statt einem teuren Versicherungsobligatorium sind Prävention und Eigenverantwortung zielgruppenspezifisch zu fördern, beispielsweise durch gezielte Aufklärungsarbeit.

Zahnversicherung garantiert keine umfassende Versorgung

Untersuchungen aus Frankreich, Deutschland sowie den Niederlanden belegen, dass trotz staatlicher Sozialversicherungen, zahlreiche Menschen aus finanziellen Gründen auf zahnärztliche Behandlungen verzichten. Der Grund: Versicherungen übernehmen nur einfache, ökonomische Behandlungen und erstatten die Zahnarztkosten auch nicht vollumfänglich. Kronen, Implantate und rein ästhetische Eingriffe müsste der Patient nach wie vor selbst vergüten.