Agenda
Unterschiedliche Lebenskontexte können mit Stressbelastungen einhergehen. Je nach persönlichem Umgang mit Stress kann dieser mit einer (unbewussten) Tonuserhöhung der Kaumuskulatur im Sinne von Zähnepressen/-knirschen (Bruxismus) einhergehen. Im Zeitverlauf können bei Betroffenen Kiefergelenkgeräusche, -dysfunktionen und -schmerzen resultieren. Diese und andere Symptome können umgekehrt als Stressbelastung erlebt werden und zu Verunsicherung und erhöhter Anspannung führen. Insbesondere das bedrohliche Erleben von Beschwerden führt oft zu einer Fokussierung auf zuvor unwesentliche Merkmale (z.B. Zahnstellung) im Sinne einer überhöhten Körperempfindung (sog. „Hypervigilanz“). Vereinzelt gehen angstbesetzte Gedanken und Befürchtungen einher. Z.B. werden Schmerzen als Zeichen einer bösartigen Erkrankung oder harmlose Kiefergelenkgeräusche als bedrohliche Gelenkschädigung interpretiert. Diese Symptomatik wird verstärkt, wenn von therapeutischer Seite ein inadäquates Krankheitsmodell vermittelt wird oder gar unnötige, vermeintlich therapeutische Eingriffe vorgeschlagen werden. Anhand von Videobeispielen aus der Klinik werden unterschiedliche Fallbeispiele «von A bis Z» vorgestellt. In einem praktischen Teil üben Teilnehmende den Einsatz zielgerichteter Fragebögen und die klinische Untersuchung.
Lernziele
Sie kennen die Symptomvielfalt von Kiefergelenkbeschwerden und vermögen Zusammenhänge mit dem Lebenskontext herzustellen.
Sie kennen die Möglichkeiten des Einsatzes von Fragebögen in der Praxis.
Sie verstehen die multifaktorielle Ätiologie im Rahmen eines bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells und kennen die multimodalen Therapieansätze.
Sie können die klinische Untersuchung zur Abgrenzung von myogenen, arthrogenen und neurogenen Schmerzen durchführen.
Kursmaterial
Teilnehmende sind gebeten, Folgendes mitzubringen
Laptop
Untersuchungshandschuhe
Literatur
Das Kiefergelenk in Funktion und Dysfunktion
Hrsg. D. Ettlin, L.M. Gallo
Thieme Verlag, 2019
Autorenrabatt bei den Herausgebern:
CHF 140 (statt CHF 194)