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Aufgepasst bei Gesundheitsinformationen aus dem Internet

Katrin Schregenberger
iStock
Gerade beim Handykonsum braucht es Gesundheitskompetenz.

Was glaubwürdig ist und was nicht, ist für Patientinnen und Patienten zunehmend schwer zu erkennen, wie eine Schweizer Studie zeigt. Bei zahnmedizinischen Fragen sollte deshalb die Kompetenz des Zahnarztes, der Zahnärztin, in Anspruch genommen werden.

Wer im Internet sucht, der findet – nur möge man bei der Suche daran denken: Nicht alles was glänzt, ist Gold. Wenn es um Informationen rund um die Gesundheit geht, ist dies für viele Menschen ein Problem: Die Glaubwürdigkeit einer Information einzuschätzen bereitet 56 Prozent der Schweizer Bevölkerung Schwierigkeiten, wie der Health Literacy Survey Schweiz 2019-21 ergeben hat.

Infodemie im Internet

Die Schweizer Studie kommt zudem zum Schluss, dass rund die Hälfte (49 Prozent) der Schweizerinnen und Schweizer über eine ungenügende Gesundheitskompetenz verfügt. Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit, relevante Gesundheitsinformationen – wie zum Beispiel zu Fluorid – zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und so in Alltagsentscheide einfliessen zu lassen, dass sie sich positiv auf die Gesundheit auswirken.

Seit der letzten Umfrage 2015 hat der Anteil von Personen mit mangelhafter oder gar problematischer Gesundheitskompetenz somit leicht zugenommen. Die grösste Mühe bekunden die Befragten dabei nicht beim Finden und Verstehen von Gesundheitsinformationen, sondern im Beurteilen und Anwenden derselben – besonders bei Informationen aus den Medien. Doch auch bei Themen wie dem Einholen einer ärztlichen Zweitmeinung oder dem Beurteilen der Vor- und Nachteile verschiedener Behandlungsmethoden ist gut die Hälfte der Bevölkerung überfordert.

Patientinnen und Patienten beziehen Gesundheitsinformationen hauptsächlich aus dem Internet oder aus den sozialen Medien. Die Studie zeigt, dass die Bevölkerung bei digitalen Quellen jedoch noch viel mehr Mühe hat, diese richtig einzuschätzen: Drei von vier Personen geben an, dabei überfordert zu sein. Dies liegt nicht zuletzt an der sogenannten «Infodemie», der Überflutung des digitalen Raums mit Informationen – inklusive Falschinformationen. Zentral für die digitale Gesundheitskompetenz ist das Alter: Je älter die Person ist, desto niedriger fällt meist ihre digitale Gesundheitskompetenz aus.

Tipps für Patientinnen und Patienten

Auch die Orientierung im Schweizer Gesundheitssystem fällt den Patientinnen und Patienten eher schwer. Am schwierigsten ist es für sie, die eigenen Rechte als Patientin oder als Patient herauszufinden. Mühe bereitet auch, Gesundheitsreformen zu verstehen und Informationen zur Qualität von Dienstleistenden zu finden. Der Mehrheit der Befragten fällt es zudem schwer einzuschätzen, welchen Kostenanteil die Krankenkasse übernehmen wird.

Grundsätzlich gilt: Haben Sie Fragen oder Unklarheiten bezüglich Prävention, Behandlung oder Rechnungstellung? Dann sprechen Sie Ihren Arzt, ihre Ärztin an. Bei zahnmedizinischen Fragen stehen SSO-Zahnärztinnen und -Zahnärzte bereit und gehen mit Ihnen die Details durch. Auch auf der Webseite der Schweizerischen Zahnärzte-Gesellschaft SSO finden Patientinnen und Patienten relevante und zuverlässige Informationen, zum Beispiel über korrekte Prophylaxe, Zahnerkrankungen, Behandlungsmethoden sowie zu Fragen zu Recht und Tarifen.

Doch wie können Patientinnen und Patienten auch im Internet das wahre Gold finden, also: evidenzbasierte Gesundheitsinformationen? Drei Grundsätze sollten sie befolgen:

  1. Machen Sie sich ein Bild vom Urheber der Information. Handelt es sich um einen vertrauenswürdigen Absender wie einen Berufsverband, eine universitäre Stelle, ein anerkanntes journalistisches Medium oder eine behördlich abgestützte Quelle? Seien Sie vorsichtig bei Seiten, deren Urheber nicht klar ersichtlich ist.
  2. Welche Ziele verfolgt die Webseite? Seien Sie vorsichtig bei Webseiten, welche Werbung und Gesundheitsinformation nicht klar trennen.
  3. Wie aktuell ist die Information? Beiträge, die vor über drei Jahren erstellt wurden, könnten veraltet sein. Gerade im Gesundheitsbereich fügt die Wissenschaft unserem Wissen immer neue Erkenntnisse hinzu.

 

Selbsteinschätzung zur Gesundheitskompetenz

Initiiert durch die WHO Europa hat der internationale Health Survey (HLS19) von 2019 bis 2020 die Bevölkerung in 17 europäischen Ländern zu ihrer Gesundheitskompetenz befragt. In diesem Rahmen hat das Bundesamt für Gesundheit BAG 2019 eine repräsentative Befragung zur Gesundheitskompetenz lanciert. Es handelt sich um eine zweite Umfrage, die erste fand bereits 2015 statt. Die Careum Stiftung führte den «Health Literacy Survey Schweiz» gemeinsam mit dem Forschungsinstitut GFS Bern durch. 2502 in der Schweiz wohnhafte, erwachsene Personen wurden im März und April 2020 befragt. Die Resultate der Schweizer Studie weisen in die gleiche Richtung wie jene der internationalen Auswertung, die Schweiz schneidet aber etwas schlechter ab als der internationale Schnitt: International haben 46 Prozent der Bevölkerung eine geringe Gesundheitskompetenz, in der Schweiz sind es 49 Prozent. Wichtig zu erwähnen ist, dass es sich um Selbsteinschätzungen der Befragten handelt.